Genesis-Mosaike 13. Jhd n.Chr

Venedig, Markusdom, Narthex, zweite Kuppel (Bildrechte: public domain)

Ausschnitt Verteilung der Pyramiden im Niltal 

(Bild: Wikipedia; Einsamer Schütze; CC BY-SA 3.0)

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GRAIN or GRAVE: 40-seitige Thesen-Broschüre vom 2017. Unter pyramike@gmx.ch können gedruckte Exemplare für 7.80 CHF bestellt werden (inkl. Versandkosten – Einzahlungsschein wird mitgeliefert).

Horrea Ioseph – Joseph’s Getreidspeicher

Heute sind rund 80 ägyptische Pyramiden bekannt, die sich auf einer 800 Km langen Strecke entlang des linken Nilufers befinden. Die bekanntesten drei – die Pyramiden von Gizeh – nahe Kairo – ziehen jährlich Millionen von Besuchern an. Vielleicht bist du einer von denen, die mit der Pyramide von Cheops das einzige noch existierende antike Weltwunder gesehen haben. 

Irgendwann hat man dir gesagt, dass die Pyramiden Gräber sind, dass Pharaonen sie gebaut haben, um sich darin bestatten zu lassen. Und du hast das geglaubt und gedacht, dass das schon Sinn macht. Denn man hat ja in der neueren Zeit Gräber gefunden mit Mumien drin, Grabbeigaben und sogenannte Grab-Texte, rituelle Wünsche für die Reise des Pharaos in die Ewigkeit. Vielleicht hast du auch gehört, dass einige Pyramiden um sich herum Gruben haben mit Schiffen drin. Auch diese Schiffe, so wird man dir vor Ort sagen, hatten eine rituelle Funktion, sollen Teil der Bestattungsprozedur des verstorbenen Pharaos gewesen sein. 

Wer sich eingehender mit Gizeh und anderen Nekropolen wie Sakkara oder Dashur beschäftigt, weiss auch was mit Totentempel, Taltempel und Aufweg gemeint ist – es sind meist ruinenhafte Bauten rund um die Pyramiden mit auffallendem Grundriss und einer – so die Vermutung der Ägyptologie – rituellen oder kultischen Funktion. Alles in allem hat uns die Ägyptologie ein Bild der alten Ägypter gemalt, welches von Kult und Götterglaube nur so strotzt. Man kriegt den Eindruck, dass die Ägypter tief religiös gewesen sind und das ganze Leben auf den Tod ihres Pharaos hin ausgerichtet war. Nun gibt es eine Reihe von eigentlich bekannten, aber wenig beachteten Umständen, von denen du vermutlich noch nie so richtig gehört hast. Drei wähle ich aus: 

Erstens hast du wahrscheinschlich nicht gewusst, dass alle bekannten Pharaonen Gräber, wie auch das von Tutanchamun, gar nicht in den Pyramiden gefunden wurden. sondern im Tal der Könige. Die Pyramiden hingegen wurden weitgehend leer vorgefunden.

Zweitens: Der Wissenschaft bekannt, der Allgemeinheit aber nicht: diese sogenannten Grab- oder Pyramidentexte sind nicht aufs jenseits ausgerichtet, denn sie sprechen vor allem über Brot und Bier und den Erhalt des Lebens im Zusammenhang mit Hunger. 

Unas-Pyramide mit Hieroglyphen (Bildrechte: Public Domain; Wikipedia)

Drittens: Was du ziemlich sicher ebenfalls nicht gewusst hast: Während mehr als tausend Jahren, hat man in Europa eine ganz andere Bedeutung der ägyptischen Pyramiden gekannt: keine religiöse, sondern eine ziemlich irdische. Für die europäischen Gelehrten der Spätantike, des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis in die Zeit des 30-jährigen Krieges 1648 sicherten die Pyramiden dem Pharao kein mystisches Leben im Jenseits, sondern vielmehr dem ganzen Volk das Überleben im Hier und Jetzt. Sie speicherten Getreide für Zeiten des Hungers.

Spannend dabei:  diese durchaus irdische, eigentlich profane Bedeutung wird im biblischen Genesis-Bericht erklärt. Wahrscheinlich kennst die Piazza San Marco – wir suchen uns einen Weg zwischen den Tauben hindurch und betreten den Markus-Dom, in der Vorhalle bleiben wir unter der zweiten Kuppel stehen und schauen nach oben. Während die Fresken der ersten Kuppel die Schöpfungsgeschichte darstellen, erzählt die zweite die Josephsgeschichte. Und hier werden die Pyramiden als das gezeigt, was ihre primäre Funktion war: Getreidespeicher, um das Überleben in einer 7-jährigen, weltumspannenden Hungersnot zu sichern.

Diese Auffassung über den primären Zweck der Pyramiden als Getreidespeicher herrschte in Europa bis in die Zeit des 30-jährigen Krieges vor. Der Krieg von 1618 bis 1648 war grausam. Der Tod setzte sich als vermeintlich stärkste Kraft auf der Welt unglaublich erfolgreich in Szene – Krankheit, Gewalt, Sterblichkeit, Jenseitshoffnung und brennende Getreidefelder prägten das Bild. Es war 1646, just in den letzten Jahren dieses Krieges als John Greaves seine Pyramidographia, eine Beschreibung der ägyptischen Pyramiden veröffentlichte. Und da drin bewirbt er seine persönliche Ansicht, dass die Pyramiden wohl kaum als Getreidespeicher gebaut wurden, sondern wohl eher als Gräber. Das kriegsgebeutelte Europa nahm seine durchaus persönlichen Ansichten bereitwillig auf.

Die Schlacht bei den Pyramiden; Francois-Louis-Joseph Watteau, 1799 (Bildrechte: public domain)

Die Grabtheorie setzte sich durch, die Speichertheorie verschwand – und zwar völlig ohne wissenschaftlichen Diskurs. Der fand auch zu Beginn des 19 Jahrhunderts nicht statt, als 200 Wissenschaftlicher zusammen mit Napoleon nach Ägypten reisten und die Pyramiden erneut erforschten und vermassen. Ohne dies je hinterfragt zu haben, vertreten heute praktisch alle Ägyptologen die Theorie von Gräbern und portraitieren die alten Ägypter als Volk von mystisch Verklärten Anhänger eines Totenkultes, der aus meiner Sicht, so nie stattgefunden hat. Auch die Ägypter wollten vor allem eins: Leben, und zwar im hier und jetzt.

Es ist faszinierend, gleichzeitig bestürzend, wie es gelungen ist, die einfache, logische und vor allem historisch verbriefte Bedeutung der Pyramiden als Lebenserhalter abzuschaffen und zu ersetzen mit einer Theorie, die sich um den Tod dreht und die vor allem durch viele offene Fragen, Unstimmigkeiten, Vermutungen und Kunstgriffe wie ‘rituelle Bedeutung’ gekennzeichnet ist.

Nachdem ich dieses Thema in den letzten 15 Jahren intensiv studiert habe und an der Uni Zürich Kurse in angewandter Geschichte besuchte, bin ich seit gut 3 Jahren als Referent unterwegs. In meinen Vorträgen zeige ich auf:  

Erstens: Wie dieser Paradigmenwechsel von der Speicherdeutung zur Grab-Theorie überhaupt möglich war.

Zweitens: Wie wir – mit wissenschaftlicher Gedankenschärfe und Genauigkeit – den primären Zweck als Getreidespeicher wieder finden und untermauern können.

Drittens: Wie das Schisma zwischen christlichem Glauben und Wissenschaft überwunden wird, indem wir die biblischen Berichte als entscheidende Quellen zum Verständnis der Menschheitsgeschichte auf einen prominenten Platz zurückwerten.

Auf meiner Webseite findest du – mit der Zeit – alles, was du brauchst, um selbst in die Thematik einzutauchen, zu forschen, zu lesen und – falls du magst – mit mir einen Vortragstermin zu vereinbaren.

Ich freue mich von dir zu hören.

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